Manchmal ermüdend – Interview mit Adé Odukoya, Gründer der Brother’s Keepers
„Wir sind Deutsche!“, riefen Brothers Keepers und ihr Gründer Adé Odukoya sechs Jahre lang. Oft ungehört. Nun gibt es einen neuen Versuch. Ein Zuender-Interview
Zuender: Brothers Keepers e.V. gibt es jetzt seit sechs Jahren. Das Projekt wurde gegründet, um rechter Gewalt die Stirn zu bieten. Wart ihr erfolgreich?
Adé Odukoya: Ja, wir konnten die Öffentlichkeit sensibilisieren und verschiedene Initiativen stärken.
Zuender: Das klingt nicht gerade euphorisch…
Adé: Es war ein mühsamer Weg. Anfangs ging alles sehr schnell, besonders nach der Single „Adriano – die letzte Warnung“. Dann aber kam der 11. September 2001 und plötzlich beherrschten Themen wie innere Sicherheit und Terrorabwehr die Öffentlichkeit. Viele unserer Aktivitäten sind danach an den Leuten vorbeigegangen. Anderen Projekten wurden die Mittel gekürzt. Dass wir immer wieder neu auf Rassismus hinweisen mussten, machte uns manchmal müde.
Zuender: Dem Eindruck, dass Rassismus und rechtsextremes Gedankengut wieder zunimmt, stimmt auch der Verfassungsschutz zu. Hat die bisherige Antirassismusarbeit versagt?
Adé: Nein, unsere Arbeit war von vornherein langfristig angelegt. Mir war immer klar, dass wir den Rechtsextremismus nicht auf die Schnelle beenden werden. Bedeutend ist, dass wir uns konstant einmischen.
Zuender: Wie?
Adé: Wir wollen eine Debatte über unser Deutschsein anregen. Menschen verschiedenster ethnischer und kultureller Herkunft sind inzwischen Deutsche. Das darf erstens nicht mehr in Frage gestellt werden. Und muss zweitens zu unserem Nationalgefühl gehören. Bevor wir Deutschen damit nicht aufgeräumt haben, werden wir auch keine Europäer sein.
Zuender: Euer aktuelles Projekt ist ein HipHop- und Lyrikwettbewerb, mit einer Abschlussveranstaltung am 21. März, dem Tag der Bekämpfung von Rassismus. Wie ist die Idee entstanden?
Adé: Der 21. März und seine Bedeutung sind in Deutschland noch recht unbekannt. Das wollen wir ändern. Es geht darum, sich kreativ mit dem Thema Rassismus auseinanderzusetzen. Bei unseren Schulbesuchen haben wir gemerkt, wie groß das Mitteilungsbedürfnis junger Leute ist. Es gibt sehr interessante künstlerische Ansätze, mit Rassismus umzugehen, die noch weiter gehen, als das, was wir momentan verfolgen.
Zuender: Kann jeder an dem Wettbewerb teilnehmen?
Adé: Ja. Wir wollen vor allem junge Leute motivieren, mitzumachen. Mit Gedichten und Musik schaffen wir neue Ausdrucksformen für Antirassismusarbeit.
Zuender: Wie kam die Zusammenarbeit mit Prominenten wie Katja Riemann zustande?
Adé: Das ist Teil unserer Strategie. Es reicht nicht aus, einfach nur Rap zu machen, um unser Anliegen zu verdeutlichen. Mit Künstlern wie Katja Riemann oder Bürol Ünel arbeiten wir bereits seit Jahren zusammen.
Zuender: Wo siehst Du den Verein in fünf Jahren?
Adé: Ich wünsche mir, dass die Organisation ein Teil eines Black Movement wird. Ähnlich wie der Zentralrat der Juden soll der Verein eine zentrale Anlaufstelle sein, die auf Missstände aufmerksam macht, vor Rassismus warnt, Anregungen gibt.
Wir wollen die Afrodeutschen organisieren. Dabei soll die Betonung immer auf dem Wort „deutsch“ liegen. Wir fordern Rechte ein, aber wir haben auch Verantwortung für dieses Land.
Zuender: Wer kann bei Euch mitmachen?
Adé: Man kann Fördermitglied werden. Wir brauchen jede Menge Unterstützung, weil das ganze viel Zeit, Geld und Energie kostet. Je mehr Leute unsere Vorhaben unterstützen, desto besser.
ZEIT Zuender, 10. Februar 2007