Die Rächer – wie Juden Nazis töteten


Olie Givon & Chaim Miller – Sie töteten Nazis

Wir wollten Rache

von JOHN A. KANTARA

„Bei der Aktion in Wien fuhren wir einen Wagen der Jüdischen Brigade, der wir angehörten. Statt des Davidsterns an den Uniformen trugen wir Armbinden der britischen Militärpolizei.“ Chaim Miller erzählt das mit fester Stimme, als falle es ihm nicht schwer, sich zu erinnern. Dabei ist das alles mehr als 50 Jahre her. Chaim Miller ist 76 Jahre alt und lebt in einem Kibbuz in der Nähe von Jerusalem; er arbeitet als Verwalter in einer Stahlfabrik. Alle Arbeiter des Unternehmens sind in seinem Alter – und Überlebende des Holocaust.

Sein Kamerad Dov Shenkal, 73, war damals, nach dem Krieg, in Wien dabei. Er erzählt: „Als wir zu dem Haus kamen, umstellten wir es. Und natürlich überprüften wir, ob es Hinterausgänge hatte. Dann sicherten wir die Eingänge und die Fenster.“ Wie Chaim Miller lebt Dov Shenkal in einem Kibbuz; anders als Chaim ist er ein eher introvertierter Mensch. Obwohl er perfekt Deutsch spricht, weigert er sich, die Sprache der Feinde zu benutzen.
Die Mission, die die Männer verband, nannten sie „Nakam“, was auf Hebräisch Rache heißt – es war ihr Wort für die Rache der Juden an Nazis in Österreich und Deutschland.

In jener Nacht im Juni 1945 kommt sie über einen Vorort von Wien. Dort suchen die Männer einen Nazi, von dem sie zu wissen glauben, daß er Mitverantwortung trägt an der Shoah, der Vernichtung der Juden. Als Soldaten der Jüdischen Brigade sind sie Teil der britischen Besatzungsarmee. Sie vertrauen auf die Autorität ihrer Uniform, um wenigstens einige der Greuel zu sühnen, die die Nazis ihrem Volk angetan haben. Sie tun das nachts und illegal, ohne das Wissen ihrer Vorgesetzten.

Auch der dritte Mann der Rächergruppe lebt heute unbehelligt in Israel: Schmuel „Olie“ Giveon ist 74 Jahre alt und eine eigenartige Mischung aus Kommißkopf und Künstler. Der Reserveoffizier im Rang eines Brigadegenerals, Veteran des Sechstagekriegs, leitet ein Dada-Museum in der Wüste. Seine gesamte Familie wurde von den Nazis umgebracht, wie die Familien seiner Freunde.
„Ich habe den Nazi mit Gewalt aus der Wohnung holen müssen“, erinnert sich Olie Giveon. „Anscheinend ahnte er, daß wir nicht wirklich Militärpolizisten waren.“ Die drei Männer schafften den Gefangenen mit dem Auto in einen nahen Wald. „Wir mußten uns beeilen, denn wir hatten Angst, daß wir vom englischen Militär erwischt würden. Wir unterhielten uns mit dem Mann etwa eine halbe Stunde. Ich sagte: ,Im Namen des jüdischen Volkes ist es bestimmt, daß du das Leben verlierst.‘ Dann haben wir ihn erschossen.“

Ein Urteil ist vollstreckt. Der Delinquent war schuldig gesprochen wegen Teilnahme am Holocaust. Seine drei selbsternannten Ankläger, Richter und Vollstrecker mußten sich nie für ihre Tat verantworten. Sie gingen nach Israel zurück, wo sie seit 1939 gelebt hatten und führten ein Leben als unbescholtene Bürger.

Wie Dov Shenkal und Olie Giveon wanderte auch Chaim Miller 1939 als junger Zionist von Wien nach Palästina aus; das Land untersteht noch britischem Völkerbundsmandat. Am 15. März, als Hitler mit der Wehrmacht in Prag einzieht, kommt Chaim Millers Schiff im Hafen von Haifa an. Er ist 18 Jahre alt. In Wien hat er seine Eltern zurückgelassen, er wird sie nie wiedersehen. Miller will Israel mitaufbauen, den Staat der Juden. Wie Shenkal und Giveon wird er Mitglied der Hagana, einer Untergrundbewegung zur Abwehr arabischer Überfälle.
Drei Jahre später steht Hitlers Armee unter Feldmarschall Erwin Rommel in Ägypten und bedroht den Traum der Juden vom eigenen Staat. Die Führung in Palästina beschließt, Rommel eigene Männer entgegenzustellen. Tausende jüdischer Soldaten dienten bereits in den britischen Streitkräften. Nun erlaubten die Engländer die Ausbildung jüdischer Guerillakämpfer.

Die Hagana baut eine geheime 35 Mann starke Spezialeinheit auf: die „Deutsche Abteilung“. Auf den Hügeln über dem Kibbuz „Mischmar Ha’emmek“ kreuzen sich im Juni 1942 die Wege von Dov Shenkal, Olie Giveon und Chaim Miller zum ersten Mal. Alle drei sind groß, blond und blauäugig. Deutsch ist ihre Muttersprache. Als deutsche Offiziere verkleidet, sollen sie im Rücken von Rommels Afrikakorps für Sabotageakte eingesetzt werden. In Uniformen der Wehrmacht durchlaufen sie die gleiche Grundausbildung wie ihre Feinde. Täglich üben sie an deutschen Waffen, nachts stehen Nazilieder auf dem Ausbildungsprogramm – Lieder, die sie hassen und doch nie vergessen werden. Chaim Miller hat die Zeilen noch heute im Kopf.

„Durch Großberlin marschieren wir, für Adolf Hitler kämpfen wir, die rote Front, schlagt sie entzwei, SA marschiert, Achtung, die Straße frei.“

Rommel und sein Afrikakorps kommen nicht bis Palästina, die Deutsche Abteilung nicht zum Einsatz. Die Juden unter der Führung des späteren Staatsgründers David Ben-Gurion fordern seit Jahren, gegen Nazi-Deutschland eine eigene Armee ins Feld führen zu dürfen. Doch erst Ende 1944 stimmen die Engländer zu, eine 5000 Mann starke Jewish Brigade Group aufzustellen. Fast alle Freiwilligen, die sich in Palästina zur Jüdischen Brigade melden, sind Mitglieder der Hagana. Ihr Brigadeabzeichen ist ein Davidstern, ihre Einheit gehört zur britischen 8. Armee, die in Italien kämpft.

Anfang März 1945 zieht sich die Wehrmacht nördlich von Florenz hinter die sogenannte Gotenlinie im Zentralapennin zurück. Endlich kommt die Brigade zum Einsatz. Die Deutsche Abteilung mit Olie Giveon, Chaim Miller und Dov Shenkal meldet sich am 26. April 1945 zum Einsatz. Aber da ist der Krieg schon fast vorüber. „Es war schrecklich“, erinnert sich Dov Shenkal, „eine fürchterliche Enttäuschung. Jahrelang hatten wir uns auf den Kampf gegen die Deutschen vorbereitet. Dafür waren wir in die britische Armee eingetreten. Und dann passierte fast nichts.“

Am Ende des Krieges ist die Brigade im italienischen Tarvisio stationiert, dort, wo Österreich, Slowenien und Italien aneinandergrenzen. Millionen Menschen ziehen heimatlos durch das zerstörte Europa. Auch Überlebende der Vernichtungslager sind darunter. Als abgemagerte Flüchtlinge an der Kaserne der Jüdischen Brigade vorbeiziehen, entschließen sich die Soldaten zu einer beispiellosen Rettungsaktion: Unter den Augen des britischen Militärs schleusen sie mit Hilfe der Hagana Hunderte von Holocaust-Opfern illegal nach Palästina ein. Von den Brigadesoldaten mit britischen Papieren ausgestattet, werden die Flüchtlinge aus Polen, Deutschland und Österreich mit Militärfahrzeugen nach Jugoslawien transportiert. Von dort weiter nach Palästina.
Der Holocaust, den die jüdischen Soldaten bis dahin nur als ferne Tragödie kennen, ist plötzlich zum Greifen nah. Viele haben ihre Familien in den Lagern der Nazis verloren. Der Schock entlädt sich zunächst in blinder Wut. Brigadesoldaten töten deutsche Gefangene, vergewaltigen österreichische Frauen. Der Haß auf die Deutschen findet zunächst nur zufällige Ziele.

„Ich weiß nicht, ob man das, was wir taten, überhaupt Rache nennen kann“, sagt Chaim Miller. „Unser Ziel war nicht das gesamte deutsche Volk. Wir wollten die Schuldigen. Wir suchten nach Leuten, die an der Vernichtung der Juden beteiligt waren. Eigentlich sollten keine Unschuldigen verletzt werden. Wir wollten keine blindwütige Rache.“
Die Organisation der Vergeltung liegt in den Händen von zwei Männern: Chaim Laskov, der später der erste Generalstabschef der israelischen Armee wird und Me’r Zorea, auch er später ein hoher General. Die beiden rekrutieren aus der Jüdischen Brigade Rachetrupps, die unabhängig operieren. Die Deutsche Abteilung spürt einen ehemaligen Gestapo-Mann auf, der mit seiner Frau für die Konfiszierung jüdischen Eigentums zuständig gewesen ist. Er liefert die Adressen anderer Nazis. Später entledigt man sich des Informanten und seiner Frau.
„Nicht weit von der Stadt entfernt liquidierten wir beide mit Pistolenschüssen. Die Kugeln hinterließen nur ein kleines Loch in der Stirn und rissen fast den ganzen Hinterkopf weg. Einer unserer eigenen Männer wäre dabei fast verletzt worden. Eine sehr unangenehme Sache.“

Das erzählte der im Juni 1996 verstorbene General Me’r Zorea bei einem Vortrag, der auf Video aufgenommen wurde. Jede Gruppe hatte ihre eigene Methode, Menschen hinzurichten. „Wenn wir jemanden liquidierten, gingen wir methodisch vor. Nie hat einer erfahren, wie oder warum er getötet werden sollte und wer wir überhaupt waren. Wir sagten nie: im Namen des jüdischen Volkes“ – Me’r Zorea widerspricht damit Giveon. „Keine Ansprachen, keine Vorträge, kein Blablabla. Wir haben die Nazis getötet, wie man eine Laus zerquetscht.“

Im Frühsommer 1945 ist Olie Giveon mit seiner Rächergruppe in den österreichischen Bergen unterwegs. In einer Berghütte stoßen sie zufällig auf zwei versteckte SS-Offiziere. Sie machen kurzen Prozeß.
„Wir haben sie überrascht“, sagt Olie Giveon. „Ich habe ihnen gleich das Hemd heruntergerissen. Unter der Achsel trugen sie das tätowierte Zeichen der SS. Nachdem wir einen gewissen Druck ausgeübt hatten, stellte sich heraus, wer sie waren, wo sie gekämpft hatten und daß sie an der Vernichtung der Juden beteiligt gewesen waren. Das war nicht einfach aus ihnen herauszubekommen, sie logen. Ich habe sie dann zu einem Gletscher gebracht und in eine vielleicht achtzig Meter tiefe Spalte gestoßen. Damit war die Sache erledigt. Wenn ich nicht hundertprozentig überzeugt gewesen wäre – ich bin sicher, ich hätte das nicht gemacht. Ich muß sagen, ich habe gestaunt, daß sie sich wie Menschen benommen haben. Es waren doch SS-Offiziere.“

Bis zu hundert Nazis sollen von den Soldaten der Jüdischen Brigade in den ersten sechs Monaten nach dem Krieg im allgemeinen Chaos getötet worden sein.

In Polen gründen Juden schon früher eine Racheorganisation, denn Polen wird bereits einige Wochen zuvor befreit. Ihr Motto lautet: „Für uns wird der Krieg nicht enden. Unser jüdischer Krieg gegen die Deutschen wird weitergehen.“ Der Führer der Gruppe ist Abba Kovner – Dichter, Partisan, Visionär und später Abgeordneter der Knesset. Und er ist weitaus radikaler als die Deutsche Abteilung um Miller, Giveon und Shenkal.
Als Partisan, der in den umliegenden Wäldern von Wilna operierte, hatte Kovner Zigtausende Juden in die Gaskammern gehen sehen. Kovner und seine Kampfgefährten sind überzeugt, daß das gesamte deutsche Volk schuldig ist. Für jeden der ermordeten sechs Millionen Juden sollen die Deutschen mit Blut bezahlen. Seine Gruppe plant, sechs Millionen Deutsche durch vergiftetes Trinkwasser umzubringen. Sie hat die Bevölkerung von Hamburg und Nürnberg ausgesucht.

Jahre später sagt Kovner in einem Interview mit dem israelischen Historiker Levi Aria Sharid: „Die Tat sollte schockieren. Die Deutschen sollten wissen, daß es nach Auschwitz kein Zurück zur Normalität geben kann.“ Für den Plan, den die Rächer „Tochnit Alef“, Plan A, nennen, brauchen sie Unterstützung. Sie hoffen auf die Hagana.

Ende Juli 1945 trifft Abba Kovner in Palästina ein, um Gift zu besorgen; sein Stellvertreter Pascha Reichmann etabliert währenddessen Ableger der Organisation in Hamburg, Frankfurt, Nürnberg und München. Abba Kovner will außerdem die Führung der Juden für seine Rachepläne gewinnen. Er weiht nur wenige Mitglieder der Hagana in seine Pläne ein. Dazu Tom Segev, Historiker und Kolumnist der israelischen Tageszeitung Ha’aretz: „Die jüdische Führung in Palästina hat Abba Kovner gefragt: ,Was soll diese obszöne Idee? Was haben wir davon, wenn wir sechs Millionen Deutsche vergiften?‘ Die Kluft zwischen den ehemaligen Partisanen, die gerade aus dem Wald gekommen waren, und den Juden in Palästina, die den Holocaust nicht mitgemacht haben, war riesengroß. Das tat weh, es war traumatisch für die jüdische Guerilla.“

In München wartet Pascha Reichmann auf das Gift, das Kovner mitbringen will. Reichmann hat alles für den großen Plan vorbereitet, hat Agenten in die Wasserwerke von Hamburg und Nürnberg eingeschleust. Im Dezember 1945 schifft sich Abba Kovner in der Uniform eines Soldaten der Jüdischen Brigade auf einem britischen Truppentransporter ein. Sein Ziel ist Deutschland. Im Gepäck hat er das Gift. Seine Papiere stammen von der Hagana, zwei ihrer Soldaten begleiten ihn. Die Hagana, die von Kovners Plänen unterrichtet ist, wird nervös. Nachum Schadmi, Oberbefehlshaber der Hagana in Europa, schickt einen Kurier nach München. Er soll Kovners Gruppe unterstützen, aber auch kontrollieren. Dem Kurier wird eingeschärft, regelmäßig über Aktivitäten der Gruppe zu berichten. Sein Name ist Dov Shenkal.

Benny Morris, Historiker an der Hebräischen Universität von Jerusalem, glaubt, daß die Hagana Abba Kovner verraten hat. „Die jüdische Führung in Palästina hat schon 1945, also noch vor der Staatsgründung, verstanden, daß Rache an den Deutschen zumindest problematisch war. Nicht Rache sollte die jüdische Politik bestimmen, sondern das Überleben, die Errichtung eines Staates. Freunde im Ausland waren wichtiger als tote Deutsche.“

Statt ihre Racheträume in historischen Ausmaßen verwirklicht zu sehen, fanden sich die Rächer um Abba Kovner im Abseits. Der Historiker Tom Segev sagt: „Sie sahen sich als die Boten des jüdischen Volkes. Als Soldaten. Und sie glaubten, daß sie die Pflicht hätten, diese reinigende Aktion auszuführen um einen Schlußstrich zu ziehen und ein neues Leben beginnen zu können. Doch mit dieser Auffassung standen sie allein da.“
Dov Shenkal erinnert sich: „Anfang Dezember kam ich in München an. Ich traf Pascha und weitere fünf bis sechs Leute. Sie wollten das Trinkwasser einer deutschen Großstadt vergiften. Immer wieder forderten sie mich auf mitzumachen. Sie sagten: Sechs Millionen Juden wurden abgeschlachtet! Ich antwortete: Wenn wir jetzt sechs Millionen Deutsche umbringen, sind wir ja selber Nazis.“

Abba Kovner kommt nie an. Kurz vor dem Hafen von Toulon wird Kovners Name über die Bordlautsprecher ausgerufen. Er soll sich beim Kapitän melden. Als er an Deck kommt, wird er verhaftet und vier Monate lang in einem britischen Militärgefängnis in der Nähe von Kairo interniert. Das Gift wird nie gefunden. Hat Kovner es ins Meer geworfen?
Die Mitglieder seiner Gruppe sind verzweifelt, als sie von Kovners Verhaftung erfahren. Aber sie sind zu allem entschlossen. Pascha Reichmann entschließt sich für einen zweiten Plan, „Tochnit Bet“, Plan B. Arsen muß beschafft werden. Nun wollen die Juden Tausende von SS-Angehörigen in einem amerikanischen Kriegsgefangenenlager vergiften. Ihr Ziel ist das Stalag XIII bei Nürnberg.

„Ich brachte der Gruppe im April 1946 aus Paris das Arsen in einem Rucksack mit“, gibt Dov Shenkal zu. „Den Rucksack erhielt ich von unserem Oberbefehlshaber Nachum Schadmi. Wo er das Gift herhatte, weiß ich nicht. Die Menge? Es war ein schwerer Rucksack, ein sehr schwerer Rucksack.“

Am 14. April 1946 dringen Reichmanns Männer in die Konsum-Großbäckerei, Schleifweg 37, in Nürnberg ein, die 16 000 ehemalige SS-Angehörige versorgt. Sie bestreichen 3000 Brotlaibe mit Arsen, bevor sie von Wächtern überrascht werden. Im Monatsbericht des Nürnberger Oberbürgermeisters vom April 1946 steht: „Nach dem Einbruch in eine Groß- bäckerei wurden der Chemischen Untersuchungsanstalt Nürnberg überbracht: 1 Pinsel, 1 Gummihandschuh, ein vom Boden der Bäckerei abgeschabter, eingetrockneter weißer Spritzer, 1 Stück Brot und eine Probe Streumehl. Pinselhaare und Pinselstiel enthielten außergewöhnlich große Mengen von Arsenik. Der Gummihandschuh war mit weißem Arsenik dick bedeckt. Der Bodenspritzer erwies sich als reines Arsenik. Auf der Brotscheibe (Anschnitt eines sogenannten Kommißbrotes) befanden sich 0,3 Gramm Arsenik, eine unerhört große Menge!“

Der Arsen-Kurier Dov Shenkal hatte von der Hagana-Leitung den Auftrag bekommen, sicherzustellen, daß das verteilte Arsen bei Plan B nicht tödlich wirkte. Und er räumt auch ein, Abba Kovner an die Briten verraten zu haben. Am 23. April 1946 berichtet die New York Times, daß mehr als 2000 SS-Angehörige in einem Nürnberger Gefangenenlager vergiftet worden seien. Aber es sei niemand gestorben. Diese Meldung muß in den Zeiten der strengen allierten Pressezensur aber nicht unbedingt stimmen. Zur Belohnung für Shenkals Verrat entließen die Briten 5000 Juden aus belgischen und französischen Sammellagern. Sie durften nach Palästina ausreisen, mit ordentlichen Pässen ausgestattet – obwohl die Briten sonst versuchten, jede jüdische Zuwanderung in ihr Mandatsgebiet Palästina zu verhindern.

Dov Shenkal bleibt wenigstens eine angenehme Erinnerung an diese schreckliche Zeit: Er durfte die 5000 Juden nach Israel begleiten, und wenn er davon erzählt, sieht er sehr zufrieden aus. War es richtig, damals nur an Rache zu denken? „Wenn ich noch einmal in der Zeit zurückreisen könnte, würde ich lieber Gutes tun“, sagt er. Doch wie Chaim Miller und Olie Giveon beharrt er darauf, daß er nichts bereut. „Unsere Rache war winzig und fast unwichtig im Schatten des industriellen Massenmords“, sagt er.

3 thoughts on “Die Rächer – wie Juden Nazis töteten

  1. unbelievable how some people believe they are above the law and perform vigilante justice even though on an emotional level one can surely sympathize. The West has its superiority over dictatorships based on their nations being nations of law and not arbitrary vigilantism as practised in dictatorships. I wonder how many innocent young Germans had to die at the hands of these blind fanatics. Imagine if the Arabs were to win the next war against Israel and how they would deal with thousands of Israelis for all the murders against their people. Would they also poison their drinking water? I`ll bet there are millions of Arabs who would like to do just that. No, either we are subjects of law or we are nothing but animals.

  2. Ich kann den Hass und den Wunsch nach Rache gut verstehen. Wahrscheinlich sind die Beteiligten froh gewesen das sie sich nicht schuldig gemacht haben, mit den nicht stattgefundenen Massenmord.

  3. Wer einmal in Auschwitz oder in anderen ehemaligen Vernichtungslagern war, kann sich kein Urteil über Racheakte erlauben.
    Kein Gericht dieser Welt kann hierfür Gerechtigkeit bringen. Daher kann ich das Bedürfnis nach Rache mehr als verstehen.
    Für alle an Verbrechen gegen die Menschlichkeit Beteiligte wünsche ich mir die Existenz einer ewigen Hölle, nichts weniger haben sie verdient.
    Da mir die Beweise dafür fehlen, würde ich wohl auch sicher stellen , dass die Mörder meiner Familie kein langes, schönes Leben in Freiheit verbringen.
    So Mr. Kuehn call me an animal.

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