Throwback – 2018
Deutsches Hygiene-Museum in Dresden 2018:
„Afro.Talk“
RASSISMUS / Racism
DIE ERFINDUNG VON MENSCHENRASSEN / The Invention of Human Races
Ein Projekt des Deutschen Hygiene-Museums / By German Museum of Hygine
19. Mai 2018 – 6. Januar 2019
Projektteam: / Team
Kuratorin und Projektleiterin: Susanne Wernsing Wissenschaftliche Beratung: Christian Geulen, Universität Koblenz-Landau Wissenschaftlicher Beirat: Nikita Dhawan, Özkan Ezli, Naika Foroutan, Cilly Kugelmann, Veronika Lipphardt, Nanette Jacomijn Snoep, Hans Vorländer Ausstellunggestaltung: KÉRÉARCHITECTURE, Berlin Projektteam: Tiphaine Cattiau, Rebekka Rinner, Volker Strähle Filmekurator_innen Abteilung 4: Mo Asumang, John A. Kantara, Barbara Lubich Beratung und Interventionen: Luna Ali, Josephine Apraku, Bo – eine Weiße Aktivistin aus Dresden, Natasha A. Kelly, M.S. Mboro, Mitarbeiter von Hatikva e.V., Lawrence Oduro Sarpong, Schlomo, Roma Antidiscrimination Network, RAN/Roma-Center Goettingen e.V. / Curator and project manager: Susanne Wernsing Scientific advice: Christian Geulen, University of Koblenz-Landau Scientific advisory board: Nikita Dhawan, Özkan Ezli, Naika Foroutan, Cilly Kugelmann, Veronika Lipphardt, Nanette Jacomijn Snoep, Hans Vorländer Exhibition design: KÉRÉARCHITECTURE, Berlin Project team: Tiphaine Cattiau, Rebekka Rinner, Volker Strähle Film curators Department 4: Mo Asumang, John A. Kantara, Barbara Lubich Consultation and interventions: Luna Ali, Josephine Apraku, Bo – a White activist from Dresden, Natasha A. Kelly, M.S. Mboro, Hatikva e.V. staff, Lawrence OduroSarpong, Schlomo, Roma Antidiscrimination Network, RAN/Roma-Center Goettingen e.V.
EINFÜHRUNG / Introduction
Rassismus ist eine menschenfeindliche Ideologie und gleichzeitig eine alltägliche Praxis, durch die viele Menschen unter uns mit Diskriminierung und Gewalt konfrontiert sind. Aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Aussehens, ihrer Religionszugehörigkeit oder ihrer Sprache machen sie immer wieder erniedrigende Erfahrungen, die für andere Teile der Bevölkerung nur schwer vorstellbar sind. Rassismus verletzt aber nicht nur die Einzelnen, er widerspricht auch den Idealen menschlicher Gleichheit und Freiheit, die unserer demokratischen Gesellschaft zugrunde liegen. / Racism is an anti-human ideology and at the same time an everyday practice through which many people among us are confronted with discrimination and violence. Because of the color of their skin, their appearance, their religious affiliation or their language, they repeatedly have humiliating experiences that are difficult to imagine for other parts of the population. However, racism not only hurts individuals, it also contradicts the ideals of human equality and freedom that underlie our democratic society.
Die neue Sonderausstellung des Deutschen Hygiene-Museums fragt danach, welcher Zusammenhang zwischen dieser Form des Rassismus und dem Begriff der „Rasse“ selbst besteht. Dabei geht es weniger um die Geschichte dieses gefährlichen Wortes, das in unserer Gesellschaft inzwischen weitgehend geächtet ist, als um die Struktur und Wirkung dieser langlebigen Idee. Denn mit der Kategorie „Rasse“ werden nur scheinbar menschliche Unterschiedlichkeiten beschrieben, in Wahrheit dient sie dazu, politische, soziale und kulturelle Ungleichheit zu begründen. / The new special exhibition at the Deutsches Hygiene-Museum asks what connection there is between this form of racism and the concept of „race“ itself. The focus is less on the history of this dangerous word, which is now largely outlawed in our society, than on the structure and effect of this long-lived idea. For the category „race“ is only used to describe apparent human differences; in reality, it serves to justify political, social, and cultural inequality.
Obwohl die Menschen überall auf der Welt ganz unterschiedlich aussehen – so etwas wie „Menschenrassen“ gibt es nicht. „Rassen“ sind eine wissenschaftliche Erfindung, die seit dem 18. Jahrhundert ihre unheilvolle Macht entfaltet hat. Die Ausstellung analysiert die Methoden, mit denen dieses Denken entwickelt wurde, und sie zeigt die Bilder und Medien, in denen sie sich verbreitet haben. Eine eigene Abteilung thematisiert die Rolle des Deutschen Hygiene-Museums als Propagandamaschine der sogenannte „Rassehygiene“ während des Nationalsozialismus. Ein weiteres Kapitel ist der rassistischen Herrschafts- und Ausbeutungspolitik in der Epoche des Kolonialismus gewidmet, deren Folgen bis zu den Fluchtbewegungen unserer Tage nachwirken. / Although people look very different all over the world – there is no such thing as „human races“. „Races“ are a scientific invention that has unleashed its baleful power since the 18th century. The exhibition analyzes the methods by which this thinking was developed, and it shows the images and media in which they have spread. A separate section focuses on the role of the Deutsches Hygiene-Museum as a propaganda machine for so-called „racial hygiene“ during National Socialism. Another chapter is devoted to the racist policies of domination and exploitation during the era of colonialism, the consequences of which continue to have an impact right up to the refugee movements of our own day.
Neben dieser kulturhistorischen Betrachtung des „Rasse“-Begriffs, kommen in allen Abteilungen auch solche Persönlichkeiten und Bewegungen zu Wort, die sich kritisch und widerständig mit rassistischen Ideologien auseinandergesetzt haben. Zahlreiche Medienstationen, Interview-Filme und Video-Installationen stellen aktuelle Themenfelder zur Diskussion: Alltagsrassismus, die Debatte um die Populationsgenetik, die Rückgabe von geraubten Kulturgütern oder die Herausforderungen einer postmigrantischen Gesellschaft. / In addition to this cultural-historical examination of the concept of „race,“ all of the sections also feature those personalities and movements that have critically and resistively confronted racist ideologies. Numerous media stations, interview films, and video installations put current topics up for discussion: everyday racism, the debate on population genetics, the return of looted cultural assets, or the challenges of a post-migrant society.
Das Projektteam um die Kuratorin Susanne Wernsing wurde beraten von einer Arbeitsgruppe aus Expertinnen und Experten, die sich persönlich, wissenschaftlich, aktivistisch oder in Bildungsprogrammen mit rassistischen Erfahrungen auseinandersetzen; deren kritische Kommentare sind zu einem wichtigen Bestandteil der Ausstellung und des Katalogs geworden. Die Gestaltung der Ausstellung hat das Büro KÉRÉ ACHRCHITECTURE aus Berlin übernommen; der aus Burkina Faso stammende Architekt Diébédo Francis Kéré hat 2017 mit seinem spektakulären Pavillon für die Londoner Serpentine Galleries großes Aufsehen erregt. / The project team around curator Susanne Wernsing was advised by a working group of experts who deal with racist experiences personally, scientifically, activistically or in educational programs; their critical comments have become an important part of the exhibition and the catalog. The exhibition was designed by KÉRÉ ACHRCHITECTURE from Berlin; the Burkina Faso-born architect Diébédo Francis Kéré caused a sensation in 2017 with his spectacular pavilion for London’s Serpentine Galleries.
WIE WOLLEN WIR ZUSAMMEN LEBEN? / How do we want to live together?
Am Ende des Parcours erfolgt ein konsequenter Medienwechsel hin zu Filmen und Videos, die eigens für die Ausstellung produziert wurden. Mit der fließenden und raumgreifenden Architektur von Francis Kéré, die gleichzeitig offene und intime Räume schafft, versteht sich die letzte Abteilung als eine Art Kontaktzone für die Besucherinnen und Besucher. / At the end of the course, there is a consistent change of media to films and videos produced especially for the exhibition. With Francis Kéré’s flowing and expansive architecture, which simultaneously creates open and intimate spaces, the last section sees itself as a kind of contact zone for visitors.
Vor dem Hintergrund der historisch und gegenwartsbezogen argumentierenden ersten Abteilungen soll am Ende der Ausstellung die Aktualität rassistischer Erfahrungen und ihre mögliche Überwindung ganz im Vordergrund stehen. Die Abteilung ist als Ort des Dialogs und des Gesprächs konzipiert, an dem sich das Publikum am Beispiel der hier gezeigten Filme und Videoinstallationen noch einmal über die Themen der Ausstellung austauschen kann: Was trennt uns? Was verbindet uns? Wer wollen wir zusammen sein? / Against the backdrop of the historically and presently arguing first sections, the topicality of racist experiences and their possible overcoming is to be completely in the foreground at the end of the exhibition. The section is conceived as a place for dialogue and conversation, where the audience can once again discuss the themes of the exhibition using the films and video installations shown here as examples: What divides us? What connects us? Who do we want to be together?
Mo Asumang, „help me“ (chapter 01), Triptychon, Videoinstallation, 2018 Datteltäter, aktuelle Youtube-Videos, 2018ff John A. und Joshua Kantara, „Afro. Talk“ – 3 Generationen im Gespräch, Filmcollage, 2018 Barbara Lubich, Your Gaze – Dein Blick, Videofilm, 2018 Studentinnen und Studenten der DEKRA Hochschule für Medien, „Deutschland, wir müssen reden“, Auszüge aus dem Abschlussprojekt der Journalisten gegen Rassismus und für mehr Vielfalt; Interview-Filme zu Rassismus, Heimat und Identität mit Persönlichkeiten aus Berlin und Dresden: Mike Samuel Delberg, Karamba Diaby, Dirk Hilbert, Shai Hoffmann, Ottmar von Holtz, Lisa Jani, Mateo Jasik, Klaus Kandt, Jeannine Kantara, Katja Kipping, Martin Klingst, Marc Lalonde, Heiko Maas , Am Sayad Mahmood, Thomas de Maizière, Aiman Mazyek, Big Moe, Alexander Nachama, Frank Richter, Tyron Ricketts, Adesse Rößner, Eva-Maria Stange, Bernd Ulrich oder Harald Weyel. / Mo Asumang, „help me“ (chapter 01), triptych, video installation, 2018 Datteltäter, current Youtube videos, 2018ff John A. and Joshua Kantara, „Afro. Talk“ – 3 generations in conversation, film collage, 2018 Barbara Lubich, Your Gaze – Dein Blick, video film, 2018 Students of DEKRA Hochschule für Medien, „Deutschland, wir müssen reden“, excerpts from the final project of journalists against racism and for more diversity; interview films on racism, homeland and identity with personalities from Berlin and Dresden: Mike Samuel Delberg, Karamba Diaby, Dirk Hilbert, Shai Hoffmann, Ottmar von Holtz, Lisa Jani, Mateo Jasik, Klaus Kandt, Jeannine Kantara, Katja Kipping, Martin Klingst, Marc Lalonde, Heiko Maas , Am Sayad Mahmood, Thomas de Maizière, Aiman Mazyek, Big Moe, Alexander Nachama, Frank Richter, Tyron Ricketts, Adesse Rößner, Eva-Maria Stange, Bernd Ulrich or Harald Weyel.
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